Autorinnen und Autoren, Exilliteratur - Bücherverbrennung
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Felix Salten – ein vielseitiger Autor

Exilliteratur – Teil 6: Felix Salten

Anlässlich der Ausstellung „Im Schatten von Bambi. Felix Salten entdeckt die Wiener Moderne“ im Wien Museum, erinnern wir im „Wiener Bücherschmaus“ in der Reihe „Exilliteratur“ in einem Kurzporträt an Felix Saltens vielschichtige Persönlichkeit.

Exilliteratur und Bücherverbrennung im Überblick

Alle Einzelbeiträge über AutorInnen der deutschsprachigen Exilliteratur im „Wiener Bücherschmaus finden Sie auf der Seite Exilliteratur.

Einen Gesamtüberblick über die Themen Exilliteratur und Bücherverbrennung im Wiener Bücherschmaus finden Sie auf der Seite Bücherverbrennung und Exilliteratur im Nationalsozialismus.

Felix Salten Felix Salten, in Pest in Österreich-Ungarn geboren, wächst in Wien auf. Mit 16 verlässt er das Gymnasium und arbeitet in einer Versicherung. Anfang der 1890er Jahre kommt er mit der Gruppe Jung-Wien in Kontakt; junge Autoren wie Hugo von Hofmannsthal, Arthur Schnitzler, Peter Altenberg, Richard Beer-Hofmann und eben Felix Salten treffen einander im Café Griensteidl. Hermann Bahr ist der Netzwerker der Gruppe und 1894 Mitbegründer der Zeitschrift „Die Zeit“. Unter seiner Herausgeberschaft wird sie zum Sprachrohr von Jung-Wien und unterstützt und fördert das Aufkommen der literarischen Moderne im deutschen Sprachraum.

Als Karl Kraus im Winter 1896 die Beziehung von Felix Salten zur Burgschauspielerin Ottilie Metzl öffentlich macht, wird er von diesem geohrfeigt. Salten wird zu einem Bußgeld von 20 Gulden verurteilt. 6 Jahre später heiratet er Ottilie Metzl. Sein aufwendiger Lebensstil lässt seine Schulden zu diesem Zeitpunkt auf 60.000 Gulden anschwellen. 1 Gulden ö. W. aus dieser Zeit entspricht in etwa der heutigen Kaufkraft von 14,95 Euro (Historischer Währungsrechner der Österreichischen Nationalbank).

Felix Salten – ein fleißiger und vielseitiger Schreiber

Er veröffentlicht auch gerne unter einem seiner vielen Pseudonyme, wie beispielsweise Jeremias Eckenpfeifer, Martin Finder, Marie Hemmer oder Lanzelot veröffentlicht. Neben Romanen, Novellen, Bühnenstücken, Libretti und Filmdrehbüchern schreibt Felix Salten für zahlreiche große deutschsprachigen Zeitungen. Dabei deckt er ein breites Spektrum von der Theaterkritik über Reportagen bis zu Skandalgeschichten gekrönter Häupter ab.

Während des Ersten Weltkrieges ist Felix Salten im Kriegsarchiv beschäftigt. Den Krieg begrüßt er, wie viele andere Autoren und Autorinnen auf beiden Seiten der Front zunächst begeistert und arbeitet für dessen Akzeptanz. Erst ab 1917 ändert sich seine Haltung und er bezeichnet in „Drei Jahre Krieg“ diesen als „Katastrophe“.

Die Erinnerung an sein schriftstellerisches Schaffen ist in der Öffentlichkeit bis heute mit zwei sehr unterschiedlichen Büchern verknüpft.

Mit dem pornografischen Roman „Josefine Mutzenbacher“. Das Werk erscheint 1905 mit dem Untertitel „Die Geschichte einer Wienerischen Dirne“ als Privatdruck. Die erste Fassung wird in einer Auflage von 100 nummerierten Exemplaren veröffentlicht. Seither changiert die Wahrnehmung des Buches zwischen „der wohl einzige deutsche pornographische Roman von Weltrang“ und Kinderpornografie. Trotz entsprechender Aussagen von Zeitgenossen wie Karl Kraus und Arthur Schnitzler kann die Autorenschaft von Felix Salten bis heute nicht mit letzter Sicherheit nachgewiesen werden.

Werbeplakat für den Film Bambi, 1951 Wienbibliothek im Rathaus Und mit dem 1923 veröffentlichten Kinderbuch „Bambi. Eine Lebensgeschichte aus dem Walde“. Er wird, nach dem er die Filmrechte um 1000 Dollar verkauft, erstmals 1942 in den Disney Studios verfilmt. 1939 erhält „Bambi“ aus der Feder des Autors eine Fortsetzung. Nachdem ihm zu diesem Zeitpunkt bereits jegliche Veröffentlichung im Deutschen Reich verwehrt ist, publiziert er das Buch in den USA unter dem Titel Bambi’s Children: The Story of a Forest Family. Erst ein Jahr später erfolgt mit „Bambis Kinder. Eine Familie im Walde.“ die deutschsprachige Erstveröffentlichung in der Schweiz.

Felix Salten: Nationalsozialismus und Exil

In der Zeit des Nationalsozialismus gehörte er nicht zu den entschlossenen Gegnern von Krieg und Faschismus. Als Ernst Toller am XI. Kongress des internationalen P.E.N.-Clubs im Mai 1933 in Dubrovnik die kurz zuvor im Deutschen Reich beginnenden Bücherverbrennungen und die Verfolgung von AutorInnen scharf verurteilt, schließen sich die beiden Delegierten des österreichischen P. E. N., Grete von Urbanitzky als Generalsekretärin und Felix Salten als dessen Präsident dem Protest nicht an.

Bei der darauffolgenden Generalversammlung des Österreichischen P. E. N. im Juni 1933 tritt er als Präsident zurück, zugleich kommt es zur Abspaltung der nationalsozialistisch orientierten Mitglieder. Nach mehreren Anläufen gründen sie 1936 unter der Präsidentschaft von Max Mell den „Bund deutscher Schriftsteller Österreichs“. Nicht wenige von Ihnen werden, im Gegensatz zu zahlreichen vom Nationalsozialismus ins Exil gezwungenen AutorInnen, im literarischen Nachkriegsösterreich rasch wieder Fuß fassen.

In diesem Zusammenhang sei an Franz Theodor Csokor erinnert. Er schreibt:

Man muss sich eben entscheiden: Gutes Geschäft – oder gutes Gewissen? Ich bin für das Zweite – auf jede Gefahr hin, selbst auf die einer Emigration, falls der braune Zauber auch bei uns einmal Fuß fassen sollte!

Ab 1935 stehen die Werke von Felix Salten auf den von den Nationalsozialisten zusammengestellten Listen des „schädlichen und unerwünschten Schrifttums“. Nach dem „Anschluss“ Österreichs kann er 1939 mit seiner Frau zu seiner Tochter in die Schweiz ausreisen. Er muss sich allerdings den Schweizer Behörden gegenüber verpflichten, keiner journalistischen Arbeit nachzugehen. Am 8. Oktober 1945 stirbt er in Zürich im Alter von 76 Jahren. In Wien-Donaustadt (22. Bezirk) erinnert die Saltenstraße an den Autor.

Weitgehend vergessen ist, dass er „als einflussreicher Journalist, mächtiger Kulturkritiker, experimentierfreudiger Theatergründer, engagierter Repräsentant des Judentums, umstrittener Literaturfunktionär und Mitstreiter des literarischen Netzwerks Jung-Wien um Hugo von Hofmannsthal und Arthur Schnitzler ein bedeutender Protagonist des kulturellen Lebens der Wiener Moderne war.“

Bildquellen:
Beitragsbild: Felix Salten, vermutlich in seinem Landhaus in Pötzleinsdorf, 1904, Wienbibliothek im Rathaus
Im Beitrag: Werbeplakat für den Film Bambi, 1951, Wienbibliothek im Rathaus und Plakat zur Ausstellung: Im Schatten von Bambi Felix Salten entdeckt die Wiener Moderne. Grafik: Olaf Osten

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