Alex Wedding – Grete Weiskopf

Grab von F. C. Weiskopf und Grete Weiskopf bzw. Alex Wedding

Exilliteratur – Teil 11: Alex Wedding „Es gilt, um eine Ordnung des Friedens und der Menschlichkeit zu kämpfen. In Wort und Tat. Auch mit humanistischen, künstlerisch wertvollen Kinderbüchern.“ Alex Wedding (Grete Weiskopf) 1905 in Salzburg als Margarethe Bernheim in kleinbürgerlich-jüdischem Milieu geboren, verlässt sie mit 17 Jahren ihr Elternhaus. Sie zieht nach Innsbruck, mietet dort … Weiterlesen

Oskar Maria Graf – verbrennt mich

Oskar Maria Graf

Exilliteratur – Teil 10: Oskar Maria Graf Für seine Mutter Resl, geborene Heimrath, ist Oskar Maria Graf das neunte von elf Kindern. Sein Vater ist Bäckermeister in Berg am Starnberger See. Nach dessen frühem Tod erlernt er das Bäckerhandwerk bei seinem tyrannischen älteren Bruder Max. Bücher, die große Leidenschaft von Oskar Maria Graf, muss er … Weiterlesen

Martina Wied (1882 – 1957)

Martina Wied Krähennest

Exilliteratur – Teil 9: Martina Wied Martina Wied wird 1882 in Wien in liberal-großbürgerliche Verhältnisse hineingeboren und erhält die Vornamen Alexandrine Martina Augusta. Um eine Verwechslung mit ihrer Mutter, der Schriftstellerin Jenny Schnabl, von vornherein auszuschließen, wählt sie bereits als Schülerin das Pseudonym Martina Wied. Erste Gedichte publiziert sie in Zeitschriften wie „Simplicissimus“ oder „Jugend“, … Weiterlesen

Alexander Moritz Frey

Alexander Moritz Frey

Exilliteratur – Teil 8: Alexander Moritz Frey Der 1881 in München geborene Alexander Moritz Frey, von seinen Freunden „AMF“ genannt, zählt Ende des Deutschen Kaiserreichs und in der Weimarer Republik zur Gruppe der bedeutendsten deutschsprachigen Autoren. Der Nationalsozialismus und in seiner Folge Exil und Krieg setzten seiner Karriere als Schriftsteller ein frühes Ende. Lange Zeit … Weiterlesen

Erich Fried – mehr als ein Lyriker

Erich Fried Buchcover

Exilliteratur – Teil 7: Erich Fried Erich Fried: Österreicher – Jude – Emigrant – Marxist – Friedensaktivist und Antizionist Kämpferischer Lyriker, großartiger Übersetzer von Shakespeare und wortgewaltiger Essayist. Von den einen als „Stören-Fried“ verehrt, von den anderen als solcher gefürchtet und oftmals mit Schmutz beworfen. Dieser Tage hätte er seinen hundertsten Geburtstag gefeiert. Erich Fried … Weiterlesen

Felix Salten – ein vielseitiger Autor

Felix Salten Pressefoto vermutlich in seinem Landhaus in Pötzleinsdorf, 1904 Wienbibliothek im Rathaus

Exilliteratur – Teil 6: Felix Salten Anlässlich der Ausstellung „Im Schatten von Bambi. Felix Salten entdeckt die Wiener Moderne“ im Wien Museum, erinnern wir im „Wiener Bücherschmaus“ in der Reihe „Exilliteratur“ in einem Kurzporträt an Felix Saltens vielschichtige Persönlichkeit. Exilliteratur und Bücherverbrennung im Überblick Alle Einzelbeiträge über AutorInnen der deutschsprachigen Exilliteratur im „Wiener Bücherschmaus finden … Weiterlesen

Bücherverbrennung 1933

Die Bücherverbrennung wider dem „Undeutschen Geist“ Die „Aktion wider dem undeutschen Geist“, deren Höhepunkt die Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 darstellt, wird von der „Deutschen Studentenschaft“ (DSt) unter Führung des Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbundes (NSDStB) organisiert. Dabei wird sie von vielen Professoren unterstützt. So wird Professor Dr. phil. et jur. Eugen Lüthgen in Bonn im Angesicht … Weiterlesen

Josef Eisinger – Flucht und Zuflucht

Josef Eisinger

Das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) hat sein virtuelles Angebot erweitert. Autobiografie von Josef Eisinger Zu diesem Anlass werden 1000 Exemplare von „Flucht und Zuflucht“, der neuen Autobiografie des 96-jährigen Wiener Wissenschaftlers Josef Eisinger verschenkt. Ein berührendes, von einer positiven getragenen Grundhaltung geprägtes Buch. An dessen Beginn steht das Leben der jüdischen Mittelschicht im Wien … Weiterlesen

Novemberpogrome 1938

Zu sehen ist die Teilansicht eines Mannes , der die Broschüre 75 Jahre Novemberpogrom in Händen hält

Die Novemberpogrome: Ursprünglich wurden mit dem Wort Pogrom Übergriffe gegen Minderheiten im zaristischen Russland bezeichnet. Nach den dortigen antijüdischen Pogromen von 1881 – 1883 wurde Pogrom international nur mehr im Zusammenhang mit Juden und Jüdinnen verwendet.
Die Novemberpogrome stellen den Übergang von der Diskriminierung und Ausgrenzung der Juden und Jüdinnen seit 1933 zur systematischen Verfolgung dar. Kaum drei Jahre später münden die Verbrechen der NationalsozialistInnen in den Holocaust.
In den letzten Jahrzehnten erlebte der Begriff einen weiteren Bedeutungserweiterung und steht heute für kollektive Gewaltaktionen gegen Minderheiten.

Zu sehen ist die Teilansicht eines Mannes , der die Broschüre 75 Jahre Novemberpogrom in Händen hält

Fotocredit: Broschüre 75 Jahre Novemberpogrom. Copyright Parlamentsdirektion /​ Bildagentur Zolles KG/​Jacqueline Godany. Datum der: Aufnahme 12.09.2013, Bild ID: 4288853

Reichskristallnacht oder Novemberpogrome?

Wer das Wort Reichskristallnacht „kreierte“, ist heute nicht mehr nachvollziehbar. Man kann aber davon ausgehen, dass der Begriff aus dem Berliner Volksmund stammt und auf die Scherben der zerschlagenen Fenster und Auslagen anspielt. Möglicherweise war die Wortschöpfung Reichskristallnacht zuerst eine verklausulierte Form des Protestes, eine Art ohnmächtiger Sarkasmus der GegnerInnen des Nationalsozialismus.

Die NationalsozialistInnen nannte die Deportation und Ermordung der Juden und Jüdinnen anfänglich weder Pogrom noch Reichskristallnacht, sondern, wie man aus dem Betreff des Befehlsschreibens von Reinhard Heydrich, Leiter der Sicherheitspolizei und des SD, entnehmen kann: „Maßnahmen gegen Juden“.1

Der Begriff Reichskristallnacht wurde allerdings von den NationalsozialistInnen rasch vereinnahmt. So meinte Wilhelm Börger, Ministerialdirektor im Reichsarbeitsministerium, im Juni 1939 auf dem Gautag der NSDAP in Lüneburg: „ … sehen Sie, die Sache geht als Reichskristallnacht in die Geschichte ein (Beifall, Gelächter) …“2

Der Politologe Harald Schmid weist in seinem Beitrag „Sprachstreit im Novemberland“ auf die der Bezeichnung Reichskristallnacht innewohnende Dialektik hin: „Doch das Wort bleibt auch ein nützlicher sprachlicher Stolperstein. Denn die scheinbar bloß etymologische und semantische Kontroverse führt geradewegs zum Gespräch über die ganze NS-Vergangenheit, den kritischen Umgang mit ihr und das Bemühen um moralische Genauigkeit – auch in der heutigen Benennung politischer Verbrechen.“

Geschichte der Novemberpogrome

Herschel Grynszpan schoss in Paris am 7. November 1938 auf den deutschen Diplomaten Ernst vom Rath. Dieser erlag zwei Tage später seinen Verletzungen. Propagandaminister Joseph Goebbels initiierte daraufhin im gesamten Deutschen Reich in der Nacht vom 9. auf den 10. November eine „spontane“ Vergeltungsmaßnahme in Form eines gegen die jüdische Bevölkerung gerichteten Pogroms. Bekannt wurde es unter dem Namen Reichskristallnacht.

In den aus heutiger Sicht besser als Novemberpogrome bezeichneten Ereignissen, wurden alleine in Österreich in der Nacht vom 9. auf den 10. November 30 Juden / Jüdinnen getötet, 7.800 verhaftet und aus Wien rund 4.000 ins Konzentrationslager Dachau deportiert.

Im gesamten Deutschen Reich wurden vom 7. bis 13. November 1938 etwa 400 Menschen ermordet. Ungefähr 30.000 Juden und Jüdinnen wurden in Konzentrationslager verschleppt. Dort wurden nochmals Hunderte ermordet oder starben an den Folgen der Haft. Fast alle Synagogen – etwa 1.400 – und viele jüdische Friedhöfe in Deutschland und Österreich wurden zerstört.

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Bücherverbrennung in Salzburg

Bücherverbrennung 1933 von Otto Gerhausen

Ein Ort des Gedenkens an die Bücherverbrennung in Salzburg

Am 30. April 2018 wurde das Mahnmal zur Erinnerung an die Bücherverbrennung in Salzburg auf dem Residenzplatz enthüllt. Entworfen wurde es von Fatemeh Naderi und Florian Ziller.

Es ist 2,40 Meter mal 2,40 Meter groß, hat die Höhe einer Sitzbank und kann gerne zum Verweilen und Reflektieren genutzt werden. Durch eine Glasplatte sichtbar ist das Skelett eines Buches und der folgende Hinweis:

„30. April 1938 Bücherverbrennung
Book Burning
Gegen das Vergessen
Never Forget“

Die Bücherverbrennung in Salzburg am 30. April 1938

„Heute 20 Uhr Residenzplatz! Durch die symbolische Verbrennung jüdischer und klerikaler Bücher am Vorabend des Tages der deutschen Arbeit soll der Anbruch der nationalsozialistischen Revolution auch auf geistigem und kulturellem Gebiete zum Ausdruck gebracht werden. Das deutsche Salzburg ist zur Stelle! Heil Hitler!“ (Salzburger Volksblatt, 30. April 1938)

Nur wenige Wochen nach dem „Anschluss“, findet am Residenzplatz in der Salzburger Altstadt, wie lange Zeit angenommen, die einzige nationalsozialistische Bücherverbrennung in Österreich, der damaligen Ostmark, statt. Circa 1.200 Bücher aus Leihbüchereien, Buchhandlungen und privaten Haushalten bilden das Brennmaterial für den Scheiterhaufen. “Wie jüngere Forschungen ergaben, war sie aber nicht die einzige: Weitere Bücherverbrennungen im Jahr 1938 sind etwa aus Thalgau, Linz, Steyr, Villach und Bregenz bekannt.” Mahnmal zur Erinneung an die Bücherverbrennung

Der Spiritus Rector der Bücherverbrennung in Salzburg ist der Lehrer, Schriftsteller und SS Mann Karl Springenschmid. Als Landesrat für Erziehung und Volkspropaganda übt er ab März 1938 maßgeblichen Einfluss auf die Politik im Gau Salzburg aus.

10. Mai 1933 – das Vorbild der Bücherverbrennung in Salzburg

Gedenktafel an die Bücherverbrennung in Salzburg Dem Salzburger Autodafé gehen im Deutschen Reich die Bücherverbrennungen rund um den 10. Mai 1933 voraus. Bereits damals landen die Werke österreichischer SchriftstellerInnen und Intellektueller auf den Scheiterhaufen: Neben vielen anderen AutorInnen: Franz Werfel, Joseph Roth, Gina Kaus, Sigmund Freud, Bertha von Suttner, Alexander Lernet Holenia, Arthur Schnitzler, Stefan Zweig oder die in Salzburg geborene Alex Wedding.

Die in Wien erscheinende „Reichspost – Unabhängiges Tagblatt für das christliche Volk“ äußert sich über die Bücherverbrennungen bei den deutschen Nachbarn am 17. Mai 1933 folgendermaßen: „Man kann in der Nationalsozialistischen Kunst und Literaturrevolution mancherlei kreuzende Strömungen und Gegenströmungen beobachten. Die eine, die innerhalb kurzer Zeit die die deutsche Volksseele vergiftende Asphalt- und Zersetzungsliteratur fremdrassiger und einheimischer Provenienz weggeschwemmt hat, ist im Namen deutscher Würde und Ehre wärmstens zu begrüßen.“

Austrofaschismus und Zensur

Der Austrofaschismus (1934 – 1938) leistet in Österreich, nicht zuletzt durch seine Zensurmaßnahmen, gegen linke AutorInnen eine gründliche Vorarbeit im Sinne des Nationalsozialismus.

Gisela Kolar schreibt in ihrer Diplomarbeit „Ein ‚Vorspiel‘: Die Wiener Arbeiterbüchereien im Austrofaschismus“: „Das Verbot der sozialdemokratischen Partei (1934) eröffnet der ‚Zentralstelle für Volksbildung‘ (ZV) im Unterrichtsministerium (BMU) neue Möglichkeiten und bringt erweiterte Aufgaben mit sich: Das bedeutete oder bedingte eine massenhafte Säuberung von Büchereien landauf, landab und seien es Büchersammlungen kleiner Freiwilliger Feuerwehren. Es mussten hunderte und aberhunderte sozialdemokratische Bildungseinrichtungen – hier Büchereien – die als Vereine existierten, aufgelöst und liquidiert werden. Es mussten Lokale geschlossen, Miet- und Personalverträge gelöst und allfälliges Vermögen beschlagnahmt und verwertet werden. Volks- und Arbeiterbüchereien mussten gesichtet werden, und ‚unerwünschte‘, aber nicht zwangsweise ‚verbotene‘ Literatur war auszusondern.‘“

Die Salzburger „Spielart“ der Bücherverbrennung

Anders als bei den Bücherverbrennungen 1933 legen die Verantwortlichen der Bücherverbrennung in Salzburg den Schwerpunkt nicht nur auf die Vernichtung der Literatur linker, pazifistischer und jüdischer AutorInnen. Ihr Augenmerk gilt auch der Auslöschung des Schrifttums aus dem katholischen, austrofaschistischen und legitimistischen Bereich.

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