Gerhard Rühm 1930 – 2020: Einer der letzten Universalkünstler feiert seinen 90. Geburtstag.
Sein Werk ist im Grenzbereich von Musik, Sprache, Gestik und Visuellem angesiedelt. Von der Musik kommend, Gerhard Rühm wurde unter anderem vom Zwölftonkomponisten Josef Matthias Hauer unterrichtet und entwickelte die „ein-ton-musik“ für Klavier, führt sein Weg über die Begegnung mit H.C. Artmann zur Literatur. Mitte der 50er Jahre des vorigen Jahrhunderts gründet er zusammen mit H. C. Artmann, Friedrich Achleitner, Konrad Bayer und Oswald Wiener die „Wiener Gruppe“. Ihr literarisches Werk richtet sich gegen die in Österreich vorherrschenden konservativen Strömungen der Nachkriegszeit. Sie haben daher große Probleme, ihre Arbeiten zu veröffentlichen. Heute sind die wenigen damaligen Auftritte der Gruppe Meilensteine der österreichischen Literaturgeschichte.
Nachdem die Wiener Gruppe nach dem Suizid Konrad Bayers auseinanderbricht, Rühms Schaffen in seiner Heimat kaum Anerkennung erfährt und er mit einem Publikationsverbot konfrontiert ist, verlässt er Österreich Richtung Deutschland. Dort ist er unter anderem als Professor an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg tätig.
Späte Ehrungen für Gerhard Rühm
Jahre später wird sein Werk in Österreich mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter Großer österreichischer Staatspreis für Literatur (1991), Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien (2007), Österreichisches Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst (2013), Preis der Stadt Wien für Bildende Kunst (2014). Sein Vorlass befindet sich seit 2012 im Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek.
Heute lebt er in Köln und Wien. Seine „Gesammelte Werke“ erscheinen im Verlag Matthes & Seitz.
Gerhard Rühm zum 90. Geburtstags (nachzuhören auf oe1 bis 18.02.20)