Heinrich Hoffmann (1809 – 1894)

Der Struwwelpeter von Heinrich Hoffmann

Wenn die Kinder artig sind,
Kommt zu ihnen das Christkind;
Wenn sie ihre Suppe essen
Und das Brot auch nicht vergessen,
Wenn sie, ohne Lärm zu machen,
Still sind bei den Siebensachen,
Beim Spazierengehn auf den Gassen
Von Mama sich führen lassen,
Bringt es ihnen Gut’s genug
Und ein schönes Bilderbuch

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Heinrich Hoffmann – ein Mann mit schwarzen Humor?

„Heinrich Hoffmann ist ein Mann mit schwarzem Humor, aber kein schwarzer Pädagoge.“

Beate Zekorn-von Bebenburg, Leiterin des Struwwelpeter Museums

Heinrich Hoffmann wird 1833 zum Dr. med. promoviert. Er lässt sich in Frankfurt als praktischer Arzt und Geburtshelfer nieder und behandelte darüber hinaus mehr als ein Jahrzehnt lang Menschen unentgeltlich in der von ihm mitgegründeten „Armenklinik“ der Stadt.

Foto von Heinrich Hoffmann1840 heiratet Heinrich Hoffmann Therese Donner, die Tochter eines Hutfabrikanten, mit der er drei Kinder hat.

Von der Mitte des 19. Jahrhunderts an war er 37 Jahre lang Direktor der städtischen Nervenheilanstalt in Frankfurt. Dort kämpft Heinrich Hoffmann gegen die unmenschlichen Zustände in der damaligen „Irrenanstalt“ und legt den Grundstock für eine moderne Psychiatrie. 1864 eröffnet er den Neubau der Klinik. Jede der zwölf Abteilungen hat einen eigenen Garten. Den Kranken wird die Möglichkeit einer Bäder- und Arbeitstherapie geboten, von Zwangsmaßnahmen wird weitestgehend abgesehen.

Nach seiner Pensionierung schreibt er seine erst 1926 veröffentlichten Lebenserinnerungen. Er stirbt 1894 nach einem Schlaganfall und wird in Frankfurter in einem Ehrengrab beigesetzt.

Der Struwwelpeter – der Kinderbuchautor Heinrich Hoffmann

Seinem dreijährigen Sohn Carl Philipp schenkt Heinrich Hoffmann (1809 – 1894) zu Weihnachten 1844 ein selbst verfasstes Buch. Er zögert lange, den späteren Struwwelpeter einem Verlag zu überantworten. Heinrich Hoffmann befürchtet, dass das Buch seiner Reputation als Arzt schaden könnte. Letztlich verbindet er die Erlaubnis zum Druck des Buches mit folgender Auflage: „Kinderbücher, sagte ich, müssen solid aussehen, aber nicht sein, sie sind nicht allein zum Betrachten und Lesen, sondern auch zum Zerreißen bestimmt.“ Veröffentlicht wurde das Buch 1845 unter dem Pseudonym Reimerich Kinderlieb, der Titel lautete Lustige Geschichten und drollige Bilder für Kinder von 3–6 Jahren. Erst seit der 4. Auflage 1847 firmiert das Buch unter dem uns heute so vertrauten Titel Struwwelpeter.

Der Kinderbuchautor, Musiker und Journalist Gerald Jatzek meint über den Struwwelpeter:

„Bücher entstehen im Kopf der Leser, autoritär erzogene Kinder fürchten sich beim Struwwelpeter, entspannte Kinder lachen darüber.“

Er plädiert dafür, dass Eltern sich das Buch mit ihren Kindern gemeinsam anschauen und schlägt vor, auch F. K. Wächters „Anti-Struwwelpeter“ zu lesen.

Die heutige Sicht auf den Struwwelpeter von Heinrich Hoffmann

Heidi Lexe, die Leiterin der Studien- und Beratungsstelle für Kinder- und Jugendliteratur (STUBE) meint im Zusammenhang mit dem Struwwelpetern, dass das Buch von der schwarzen Pädagogik vereinnahmt wurde. Sie spricht sich dafür aus, den Struwwelpeter mit Kindern „erst in einem Alter anzuschauen, in dem sie verstehen, dass das ein historisch bedeutsames Bilderbuch ist, das zur Literaturgeschichte gehört“.

Struwwelpeter und seine Adaptionen

Rasch entstehen zahlreiche Adaptionen des Struwwelpeters: Unter anderem 1890 die „Struwwelliese“, 1941 die Parodie „Struwwelhitler – A Nazi Story Book by Doktor Schrecklichkeit oder die Veröffentlichung im „Der Schwuchtelpeter oder lustige Geschichten und schrullige Bilder von Stefan“ im Verlag Rosa Winkel, dem ersten deutschen Verlag, der sich in der Nachkriegszeit schwulen Themen widmet und bis 2001 verlegerisch tätig ist.

Einen kuriosen Höhepunkt bildet der „Ägyptischer Struwwelpeter“ aus dem Jahre 1893:

„Wenn die Kinder artig sind, gern gehorchen und geschwind, wenn sie Rah und Ptah verehren, auf Osiris‘ Worte hören, nicht die heil‘gen Katzen necken und den Apis nicht erschrecken, wenn sie fromm und sittsam auch thun, was sonst Ägyptens Brauch, dann bringt Isis Gut’s genug und ein schönes Bilderbuch“, heißt es in dieser Adaption.

Bei allen Unterschieden in den Sichtweisen auf die Geschichten im Struwwelpeter ist und bleibt er ein Klassiker der Kinderliteratur und „Zappelphilipp“, „Suppenkaspar“ und „Hans-Guck-in-die-Luft“ sind bis heute in unserem Wortschatz zu finden.

Weitere Infos über Heinrich Hoffmann und den Struwwelpeter

Struwwelpeter Museum
Wikipedia – Struwwelpeter
Der Struwwelpeter – ein Missverständnis?

Fotoqelle:

Die Schutzfrist für das Foto von Heinrich Hoffmann ist nach den Maßstäben des österreichischen, deutschen und schweizerischen Urheberrechts (70 Jahre nach dem Tod des Urhebers) abgelaufen und ist daher gemeinfrei.