Georg Trakl (1887 – 1913)

Georg Trakl – Ein Winterabend

Wenn der Schnee ans Fenster fällt,
lang die Abendglocke läutet,
vielen ist der Tisch bereitet
und das Haus ist wohlbestellt.

Mancher auf der Wanderschaft
kommt ans Tor auf dunklen Pfaden.
Golden blüht der Baum der Gnaden
aus der Erde kühlem Saft.

Wanderer, tritt still herein;
Schmerz versteinerte die Schwelle.
Da erglänzt in reiner Helle
auf dem Tische Brot und Wein.

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Foto von Georg Trakl

Georg Trakl – ein Sohn Salzburgs

1887 in Salzburg geboren und in der Nacht vom 3. November 1914 nach dem Abfassen eines Testamentes durch die Einnahme einer Überdosis Kokain an Herzlähmung verstorben. Dem Testament sind seine letzten Gedichte „Klage“ und „Grodek“ beigelegt.

Grodek
Am Abend tönen die herbstlichen Wälder
Von tödlichen Waffen, die goldnen Ebenen
Und blauen Seen, darüber die Sonne
Düstrer hinrollt; umfängt die Nacht
Sterbende Krieger, die wilde Klage
Ihrer zerbrochenen Münder. (…)

Zuvor hatte Georg Trakl als Sanitätsleutnant das Grauen des Krieges in der Schlacht von Grodek (heutiges Horodok in der Ukraine) hautnah erlebt. Nach Selbstmorddrohungen wurde er „zur Beobachtung des Geisteszustandes“ in das Garnisonsspital nach Krakau gebracht.

Georg Trakl und seine sechs Geschwister wachsen unter der Obhut einer elsässischen Gouvernante auf. Sie ist es, die ihn mit französischer Literatur bekannt macht. Insbesondere das Schaffen von Arthur Rimbaud und Charles Baudelaire werden das literarischem Werk von Georg Trakl beeinflussen.

1905 verlässt er vorzeitig das Gymnasium in Salzburg und absolviert in seiner Geburtsstadt eine dreijährige Ausbildung in der Apotheke „Zum weißen Engel“.

Parallel dazu arbeitet er als Schriftsteller. Als sein Einakter „Fata Morgana“ bei der Aufführung erfolglos bleibt, vernichtet er alle Textbücher.

Mit dem Thema Drogen kommt Georg Trakl durch den Opiumkonsum der Mutter und das Studium der Literatur in Kontakt. Durch seine Arbeit in der Apotheke hat er Zugang zu Veronal, Opium und Kokain.

1908 geht Georg Trakl zum Studium der Pharmazie nach Wien. Seine musikalisch hoch begabte Schwester Grete beginnt ebenfalls in Wien, eine Ausbildung als Pianistin an der Musikakademie. Die Geschwister Georg und Grete haben eine sehr enge Beziehung. Der Inhalt manch seiner Gedichte lassen eine inzestuöse Verbindung möglich erscheinen.

Im Sommer 1910 beendet Georg Trakl sein Studium mit dem Titel eines „Magistrum artis pharmaceuticae“. 1912 erhält er eine Anstellung in der Garnisonsapotheke in Innsbruck. Auf die damalige Zeit geht die Bekanntschaft mit Ludwig von Ficker, dem Herausgeber der Kulturzeitschrift „Der Brenner“ zurück. In „Der Brenner“ erscheinen in den nächsten Jahren über 60 Gedichte von Georg Trakl und Ludwig von Ficker wird zu seinem größten Förderer und väterlichem Freund.

Nach seinem Selbstmord findet er seine vorerst letzte Ruhe auf dem Rakoviczer Friedhof in Krakau. 1925 wird Ludwig von Ficker seine Überführung auf den Ortsfriedhof von Mühlau bei Innsbruck veranlassen.

Fotoquelle:

Foto von Georg Trakl gemeinfrei. Urheber: K. Trakl. Datum vor 1914. Quelle: Die Unvergessenen, Herausgeber Ernst Jünger, 1928 .