Franz von Pocci (1807 – 1876)

Foto von Franz von Pocci

Graf Franz Ludwig Evarist Alexander von Pocci

Franz von Pocci, später auch als „Kasperlgraf“ bekannt, wird 1807 als Sohn einer Baronin und eines Grafen geboren, der als Generalleutnant und Obersthofmeister Karoline, der ersten Königin des 1806 neu proklamierten Königreichs Bayern dient. Mit vielfältigen Begabungen und einem skurrilen Humor gesegnet, hinterlässt Franz von Pocci nach seinem Tod 1876 ein breit gefächertes Oeuvre als Schriftsteller, Zeichner, Landschaftsmaler, Karikaturist, Musiker und Komponist.

Franz von Pocci studiert Rechtswissenschaft und wird bereits in jungen Jahren zum Hofmusikintendanten bestellt, 1864 erfolgt seine Ernennung zum königlich bayerischen Oberstkämmerer.

Franz von Pocci als Autor

In seinen zahlreichen Stücken knüpft Franz von Pocci mit dem Kasperl Larifari an den englischen Mr. Punch und dem aus dem deutschsprachigen Raum stammenden Hanswurst an. Sein direktes Vorbild ist der Larifari aus dem Salzburgischen.

Franz von Pocci unterstützt Josef Leonhard Schmid bei der schwierigen Gründung des Münchner Marionettentheaters. Schwierig deshalb, weil das Staatsministerium des Inneren politische Motive und das Aufleben von klassenübergreifenden Konflikten durch das Theater befürchtet. Pocci trägt nach dessen Bewilligung mit zahlreichen Stücken zur beliebtheit des Theaters bei und wird zu dessen Hausautor. Das Theater gilt heute als das älteste seiner Art im deutschsprachigen Raum.

Zu seinen wichtigsten Werken zählt das „Lustige Komödienbüchlein“, das unter anderem die aus heutiger Sicht politisch nicht immer korrekten Kasperlgeschichten „Kasperl unter den Wilden“ und „Kasperl in der Türkei“ enthält.

Der Kasperl bereist bei Franz Pocci die fernsten Länder, erlebt dort die tollsten Abenteuer und gerät dabei immer wieder in gefährliche Situationen. Wer genau beobachtet, stellt bald fest, das Leben dort ist den bayerischen Verhältnissen oft sehr ähnlich.

Aus dem zweiten Akt Kasperl in der Türkei von Franz von Pocci

Garten: Kasperl hat einen ungeheuern Turban auf, an welchem ein Eichkatzlschweif hängt.

Kasperl: „Also bin ich wirklich konstantinopolitanischer Hofgartner! Mir wär‘ alles recht: Schlafen kann ich soviel ich will; z‘essen hab ich auch g‘nug, aber mit dem Trinken, da sieht’s schlecht aus. Nix als Lemonad und Mandelmilch! Der Wein ist in der mahonitanischen Religion verboten. Bisweilen laßt mir der Oberkellermeister ein Flaschl zukommen; denn der Großsultl sauft heimlich, was er nur grad mag; aber die Sklaven und sonstigen Untertanen krieg‘n Schläg, wenn sie sich unterstehn, einen Wein zu verkosten. Wenn’s aber niemand sieht, g’schieht’s doch; grad als wie bei uns z‘Haus mit die Fastenspeisen. Jetzt soll ich wieder bei meine Radiplantaschen nachschaun. Wenn ich dem Sultl in vier Wochen nicht einen Mordssommerradi auf die Hoftafel liefere, so werde ich karbatscht. Das ist aber unmöglich. Also entweder »Karbatschi« – oder heimliche Flucht! Aber wie? Überall stehn Schildwachen! Lauter Heiducken und Mamelucken! die lassen niemand hinaus! – Holla! was kommt da? Ein Muhrin? Eine kohlpechrabenschwarze Sklavin! – Ha! – ich will sie belauschen. (Versteckt sich.)“

Mimikatzi: „Ich unglückliche Mimikatzi! Wann werde ich aus dieser türkischen Sklaverei befreit werden? Zwei Jahre bin ich schon hier im Serail des Sultans eingesperrt! Ein schändlicher Sklavenhändler hat mich schwarz lackiert, obschon ich von Haus aus eine Weiße bin, weil er erfahren hatte, daß der Sultan Schurimuri eine schwarze Leibsklavin gesucht hat. O wär‘ ich in meiner Heimat! Fänd‘ sich doch ein Retter, der mich entführen wollte!“

Tod und Gedenken

Das Leben von Franz von Pocci verläuft im Vergleich zu jenem seiner Helden recht beschaulich. Im Alter von 69 Jahren erleidet er einen Schwächeanfall und stirbt.

In München trägt eine Straße und die in unmittelbarer Nähe befindliche U-Bahn-Station den Namen Franz Poccis. Seit seinem 200. Geburtstag 2007 befindet sich vor dem Eingang zum Marionettentheater in der Blumenstraße ein Denkmal, das an Franz von Pocci und sein Wirken erinnert.

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