Peter Hille
Peter Hille wird 1854 in Erwitzen, heute ein Bezirk der Stadt Nieheim in Nordrhein-Westfalen geboren.
Er kommt nach seiner Mutter. Über seine Erinnerungen an sie schreibt er: „Wie sie mir durch’s Haar strich, und ich wartete dann, ob nicht was übermünden wollte von ihrer mutterguten Seele auf meine Einsamkeit und früh entronnen Sehnen“.
Peter Hille – Jugendjahre
So ist es nur logisch, dass der sensible Peter Hille mit der in der Schule herrschenden preußischen Zucht und Ordnung in Konflikt gerät. Er fühlt sich der Dichtkunst und der Philosophie verpflichtet. Mit Freunden gründet er die Schülerzeitung Satrebil. Kehrt man die Buchstabenfolge um, entsteht das Wort Libertas (Freiheit). Sein Deutschprofessor erkennt zwar sein Talent, kann aber nicht helfen. Unter einem Aufsatz von Peter Hille schreibt er: Lieber Hille, sie sind der begabteste meiner Schüler. Vielleicht ist ihr Aufsatz der tiefste. Ich verstehe ihn nicht immer. Aber vom Schulstandpunkt aus muß ich ein ungenügend darunter schreiben. Ich möchte nur weinen über sie. Sie haben einen schweren, schweren Lebensweg vor sich.
Peter Hille muss das Gymnasium wegen ungenügenden Leistungen frühzeitig verlassen. Sein Vater vermittelt ihm eine „ordentliche“ Arbeit als Gerichtsschreiber. „Geistige Enge und Philisterart“ treiben ihn nach Leipzig. Dort besucht er Vorlesungen in Philosophie, Literatur und Kunstgeschichte. Nachdem er keine ihm entsprechende Arbeit findet, führt ihn sein Weg zu seinen Schulfreunden Julius und Heinrich Hart nach Bremen. Diese geben die Zeitschrift Deutsche Monatsblätter heraus. Peter Hille schreibt für die Zeitschrift, kann sich aber finanziell kaum über Wasser halten.
Die Wanderjahre des Peter Hille
Als seine Mutter stirbt, bricht er, versehen mit einer kleinen Erbschaft nach England auf. London erlebt er einerseits als einen Moloch, in dem unzählige Menschen verschlungen und in den Elendsvierteln Londons wieder ausgespien werden. Andererseits lernt er die Stadt als einen Kosmos des Wissens kennen und verbringt unzählige Stunden in der Bibliothek des Britischen Museums.
Peter Hille zieht weiter nach Holland, lebt in Rotterdam, später in Amsterdam. Er gibt Sprachunterricht und schreibt. Mit dem letzten Geld aus seiner Erbschaft steigt er als Teilhaber einer holländischen Theatertruppe ein und scheitert. Mittellos geht Peter Hille gemeinsam mit einem 15-jährigen Mädchen nach Münster. Er möchte Libbeth, so heißt das Mädchen heiraten. Die deutschen Gesetze stehen allerdings auch damals einem solchen Ansinnen engegen. So setzt Peter Hille das Mädchen in den Zug nach Amsterdam und macht sich auf den Weg nach Berlin, der literarischen Hauptstadt des Deutschen Reiches. Er wird Mitarbeiter der Berliner Monatsheften für Literatur, Kritik und Theater, die die Brüder Hart herausgeben. Trotz aller Bemühungen kann er sich vorerst in Berlin nicht etablieren und geht nach Bad Pyrmont in Westfalen.
Seine Tantiemen erlauben es ihm zu diesem Zeitpunkt in einer feinen Pension abzusteigen. Heinrich Hart schreibt er: „Angekommen im wunderbar schönen, traurig schönen, etwas verblichenen Pyrmont. Wohne göttlich, erhaben-stilvoll, schwarze, rot-gepolsterte Lehnsessel, Himmelbett, Arbeits- und Schlafzimmer, Thee, Aufschnitt, Braten pp. Allerdings teuer …“ Die nächsten vier Jahre sind sehr produktiv und 1887 erscheint Die Sozialisten, sein erster Roman. Daneben schreibt er zahlreiche Essays und Erzählungen. Die Honorare für seine Arbeit füllen seinen Geldbeutel allerdings nur sehr bescheiden. Er geht wieder auf Reisen, besucht die Schweiz und Italien und verbringt, bevor er nach Berlin zurückkehrt, ein Jahr bei seinem Bruder in Hamm.
Peter Hille in Berlin
In Berlin steht er anfänglich im wahrsten Sinne des Wortes auf der Straße. In der von den Brüdern Hart gegründeten „Neue Gemeinschaft am Schlachtensee“, die über ein eigenes Haus verfügt, hat Peter Hille ein eigenes Zimmer und findet dort geistigen Austausch mit Persönlichkeiten wie Martin Buber, Gustav Landauer, Rudolf Steiner, Erich Mühsam und Edvard Munch.
Der Lyrikerin Else Lasker-Schüler wird Peter Hille zum literarischen Mentor. Gemeinsam gründen Sie ein literarisches Kabarett unter dem Namen Teloplasma.
Erich Mühsam schreibt über Peter Hille: „Wenn irgendein Mensch, der mir begegnet ist, als Genie bezeichnet werden darf, so Peter Hille. Alle Geschichten, die man von ihm erzählt, stammen aus den Eigenschaften übrigens, die ihn als typischen Vertreter jener Bohème erkennen lassen, die unter den Wirrnissen der Gegenwart verschwunden zu sein scheint. Diese Eigenschaften, deren Personifizierung Peter Hille war, sind: Leben aus der Eingebung des Augenblicks, Hingabe an Welt und Menschheit, Verbundenheit mit allen Leidenden im Wissen um Freiheit und Glück.“
Noch keine 50 Jahre alt, stirbt Peter Hille am 7. Mai 1904. Sein Ehrengrab liegt auf dem St.-Matthias-Friedhof in Berlin-Lichterfelde.